„Die Haarklammer – hoffentlich vergesse ich nicht die Haarklammer abzunehmen,“
sagt sie mit nervöser Stimme zu ihrer Freundin am Telefon. Obwohl sie noch viele Stunden Zeit hat, sind die Fingernägel lackiert, ihr Lieblingsduft aufgelegt, der Klingelton am Telefon auf lautlos gestellt, damit keiner stört. Die Haarklammer soll ihre Mähne im Zaum halten. Haarspray leer – Mist. Er würde später kommen.
Ihr Hände zittern vor Aufregung. Ihr Herz rast. Wie wird sie sein? Die erste Begegnung? Die erste Begegnung zweier Menschen, die sich so lange, eigentlich gar nicht und doch so intensiv kennen. Magie?! Schicksal?! Liebe?! Sie suchten Klarheit und hofften, diese an jenem Sonntag zu finden.
Die Haarklammer. Schnell. Weg damit. Sie hört seine Stimme. Er ist da. Endlich! Oh je, er IST da! Angst macht sich in ihr breit.
„Warum? Warum habe ich mich auf dieses Treffen eingelassen? Was ist, wenn er mich nicht mag? Wenn er mich nicht attraktiv findet?“
Sie ist sich ihrer Gefühle sicher. Keine Zweifel. Doch was würde sein, wenn dieser magische Zauber mit einem Male vorbei wäre… Wenn sie ihm nicht gefällt? Es würde ihr Herz zerbrechen. Und seins? Sie versteckt sich hinter der Tür. Um diesen Moment aufzuhalten, in dem alles zerbrechen kann. Jede Millisekunde auskosten. Solange die Schmetterlinge noch fliegen. Bevor der Traum zerbrechen könnte. Aufregung. Wo bleibt er? WANN??? Wann würden sie sich zum ersten Mal in die Augen schauen? Wie wird sich DAS anfühlen?
Dann steht er vor ihr. Dieser eine große Moment. Jetzt! Jetzt würden Sie es wissen. Die ersten drei Sekunden! Sie würden entscheiden, ob dieses magische Band verbindet oder die großen Gefühle zerreißen würde. Chaos. Kinder. Der große Sohn, der es ihr gerade so schwer macht. Sie verliert ihre Selbstsicherheit.
Sie stammelt. Unkontrollierte Worte. Der Verstand – ausgesetzt! Sie versuchte, aus seinen Augen zu lesen. Sein Blick weicht dem ihren aus. ER weicht aus. Aufregung. Auch bei ihm. Die Kinder. Die Gefühle. Die eigene Unsicherheit. Welche Gedanken gehen ihm durch den Kopf? Seine Unruhe ist zu spüren. Nervosität. Unsicherheit. Die gleichen Fragen. In seinem Kopf! Hunger! Essen! Nein. Sie fährt nicht mit. Ist er enttäuscht? Was geht jetzt in seinem Kopf herum, während er mit den Kids unterwegs ist?
Er ist mit den Kindern weg. Sehr lange. Viel zu lange? Viel zu lange! Sie telefoniert. Frauen!
„Wow, was ein toller Mann! Er raubt mir den Atem. Aber ich glaube, ich gefalle ihm nicht!“
„Quatsch!“ antwortet die Freundin am anderen Ende der Leitung. Lungenpflege. Spray, Zigarette, Spray, Zigarette …
Er kommt zurück. Wütend. Aufgebracht. Warum war er so lange weg? Wegen ihr? Zu früh muss er zurück. MUSS er wirklich? Oder WILL er? Enttäuschung. Klarheit! Doch nicht die, die sie sich so sehr gewünscht hatte.
„Ich gefalle ihm nicht. Er will weg von mir!“
Die letzten Minuten gemeinsam. Sie stehen zusammen am Fenster. Fragezeichen. Klarheit? Kein klarer Gedanke mehr! Die Berührung. Dort am Fenster. Seine Hand berührt sanft ihren Rücken. Ein kurzes, kaum spürbares Streicheln. Die Welt steht für einen Moment still. Wie ihr Atem.
„War seine Berührung echt?
War sie Wunschdenken?
Einbildung?“
Er kehrt wieder zurück zu ihr ans Fenster – neben sie. Ein verlorener Blick in die Ferne. Hilflosigkeit. Verunsicherung. Was tun? Fragen in ihrem Kopf. Hätte er nur diese eine Berührung deutlicher gemacht. Intensiver. Länger. Unmissverständlich…
„Hat er mich wirklich gestreichelt? Wollte er, dass ich seine vorsichtige Berührung nicht spüre?“
Vorsichtig und kaum bemerkbar rutscht sie an ihn heran. Feige. Verunsichert. Spürt er es? IHR Signal? Ebenso schüchtern wie seins? Nein. Er spürt es nicht.
Er – Selbst verunsichert!
Sie – Das Herz in Flammen, die Blockade im Kopf. Den Mut verloren.
Das Kopfkino. Liebe! Viel zu viel Liebe! Diese unerträgliche Angst.
„Schalte den Kopf aus – hör auf dein Herz!“
Die Worte eines Vertrauten; eines Freundes! Sie nimmt ihren Mut zusammen. Und greift mit ihrer Hand seinen Arm. Streichelt ihn. Sie berührt ihn. Legt ihren Kopf auf seine Schultern. Klarheit! Keine Kopfentscheidung. Fühlen. Und Handeln. Den Mut, zu wagen! Dieses Wagnis noch einmal einzugehen. Getroffene Entscheidungen vor langer Zeit zu revidieren. Das fühlt sich richtig an! Jetzt! Und mit IHM. Es IST richtig!
Aus einer Berührung werden Berührungen. Er legt seinen Arm um sie. Am Fenster. Sie lacht verlegen.
„Warum lachst du?“
„Weil wir beide verlegen sind wie zwei verliebte Teenager!“
Ihre Blicke begegnen sich. Klarheit!!! Aus Berührungen wird ein Küssen. Zum ersten Mal. Ohne Lippenstift. Vorsichtig. Nur die Lippen berühren sich. Zart und gefühlvoll. Ein Bekenntnis. DAS Bekenntnis. Sie dreht sich zu ihm. Er nimmt sie in seine Arme; sie schmiegt sich an ihn. Ihre Hände streicheln durch sein Haar. Küssen. Wieder. Lange. Intensiv. Nie mehr loslassen! Doch die Zeit. Ein Blick auf die Uhr. Er muss los.
„Darf ich heute Abend wieder kommen?“
„Ja!“
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